Partizipative Arbeitswelt
Die Pandemie hat unser Leben nach wie vor fest im Griff und es wird deutlich, dass die langfristigen Folgen für Wirtschaft, Arbeit und Gesellschaft nachhaltig sein werden. Neben den gravierenden Auswirkungen auf die Bildungskarrieren der Kinder und Jugendlichen sind die Folgen für Frauen in der Krise und vor allem langfristig kaum noch abzuschätzen. Die Retraditionalisierung von Rollenbildern ist derzeit ein heiß diskutiertes Thema und das Home-Office ist in aller Munde. Es ist gut, dass es für Telearbeit eine passable gesetzliche Regelung gibt. Sie als DIE Lösung für alle möglichen Unvereinbarkeiten zu sehen, wäre falsch. Warum?
Vor ein paar Tagen bin ich in LinkedIn auf ein vielfach geteiltes Bild gestoßen, das eine Managerin zeigt, die einen Vortrag mit ihren zwei Kindern hielt. Sie habe keine Kinderbetreuung finden können und daher die Situation auf diese Art gelöst. Die Kommentare waren naturgemäß sehr divers. Einer der Kommentare gefiel mir gut und trifft den Nagel auf den Kopf: Als Role Model ist so ein Bild für Frauen nicht dienlich.
Kinderbetreuung (wie auch andere unbezahlte Sorgearbeit) delegieren zu können und zu dürfen, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Aber moralische Urteile bleiben leider nicht aus.
Ich bin kein Freund davon, seine Kinder zu verstecken und so zu tun als wäre alles easy zu organisieren. Im Gegenteil, laufend sollte man darauf hinweisen, dass man viel an Ressourcen investieren muss, um Vollzeit arbeiten zu können. Oder wie es ein bissiger Kommentar beschrieben hat: „If you want to have all, you have to do all“. So darf und soll es nicht sein! Heimarbeit wird diese Probleme in keiner Weise lösen. Sie sollte eine Überbrückung für schwierige Zeiten sein und kein generelles Arbeitsmodell. Frauen laufen hier Gefahr „unsichtbar“ zu werden. Bringen wir nach der Pandemie die Menschen wieder ins Büro und arbeiten wir gemeinsam an einer partizipativen Arbeitswelt mit Chancengerechtigkeit und gelebter Diversität. Leaders for tomorrow sind stark, weiblich und haben die Freiheit zu entscheiden!
Dieser Artikel ist zuerst erschienen auf industriemagazin.at.