In der Führung mehr Fokus auf den Menschen
Die Highlights aus dem Interview mit Bernadette Arnoldner, Executive Director Talentor Austria haben wir hier für Sie zusammengefasst:
Ihre Erfahrungen bei Talentor Austria bis dato?
Ich bin überzeugt, dass es in Zeiten der Krisen, Kriege, künstlichen Intelligenz etc. mehr Fokus auf Menschlichkeit geben muss. Das ständige Anpassen an Marktdynamiken und Kundenanforderungen treibt mich im Executive Search und zukunftsorientierten HR-Consulting an. Das Finden erstklassiger Talente für passende Unternehmen kann signifikante Veränderungen bewirken. Ein echter "Perfect Fit" erfordert tiefgreifendes Verständnis für Kund*innen und Kandidat*innen. Die Identifizierung passender Persönlichkeiten mit den richtigen Fähigkeiten und Werten für verschiedene Unternehmen bereitet mir immense Freude.
Welche Unternehmensziele verfolgt Talentor kurz- und langfristig?
Talentor ist auf Executive Search spezialisiert und konzentriert sich auf die Rekrutierung von Führungs- und Schlüsselkräften. Unsere Priorität liegt nicht in der Masse, sondern in der Qualität.
Führungskräfte müssen nicht nur zukunftsfähig sein, sondern diese Fähigkeiten auch verkörpern und bei Bewerber*innen suchen.
Wir integrieren dies bereits in Briefings und Interviews, um Fähigkeiten zu identifizieren, die zum Erfolg des Unternehmens beitragen. In unseren "Future Labs" erarbeiten wir gemeinsam mit Branchenexperten und -expertinnen regelmäßig Themen, die zukünftig relevant werden. Es geht nicht nur um Fähigkeiten, sondern auch darum, dass die Wertewelt der zukünftigen Mitarbeitenden mit der Unternehmenskultur übereinstimmt.
Welche Werte und Verhaltensweisen weist eine gute Führungspersönlichkeit in heutiger Zeit auf?
Je nach Jobprofil und Unternehmensmentalität variieren die erforderlichen Leadership-Skills erheblich. Die zunehmende Anzahl von Krisen und Risiken stellt Führungskräfte vor große Herausforderungen.
In Zusammenarbeit mit FAS Research haben wir in einem "Future Lab", einem KI-unterstützten interaktiven Workshop mit Führungskräften, folgende Skills identifiziert, die verstärkt benötigt werden:
- Analytische Selbstreflexion - die Fähigkeit, das eigene Denken, Fühlen und Handeln kritisch zu hinterfragen und zu analysieren;
- Konfliktlösungsfähigkeit und Kooperationsbereitschaft - die Fähigkeit, mit anderen zusammenzuarbeiten, um Aufgaben zu bewältigen oder Probleme zu lösen;
- Emotionale Intelligenz - die Fähigkeit, die eigenen Gefühle sowie die Gefühle anderer zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren.
Dies verdeutlicht die signifikante Bedeutung von sozialen Fähigkeiten in der Führung - insbesondere in herausfordernden Zeiten.
Welche Trends gibt es allgemein im HR?
Wir haben immer noch die Megatrends: Wertewandel, demografischer Wandel und Technologisierung.
Darüber hinaus kommen die künstliche Intelligenz, anspruchsvollere Generationen und neue Arbeitsmodelle.
Kaum haben wir die Pandemie in weiten Teilen hinter uns gelassen, gibt es unzählbar viele Unternehmen, die an Remote-Work und Homeoffice wieder rütteln. Es wird dabei kaum ein guter Zwischenweg gesucht, sondern das Pendel schlägt wieder in die andere Richtung aus.
Starre Modelle haben generell keine Akzeptanz und führen zu Demotivation der Mitarbeiter*innen, bis hin zur inneren oder faktischen Kündigung.
Fluktuation ist eine zentrale Messgröße, ebenso Krankenstände und Mitarbeiterzufriedenheit. Es kommt, wie immer, auf die gesunde Mischung an.
Heutzutage kommt man um Employer Branding nicht mehr herum. Sie finden viele Unternehmen, die sehr gut im Recruiting aufgestellt sind, die fantastisches Personalmarketing betreiben, eine gute Employer Brand aufgebaut haben.
Oft beginnt die Odyssee dann aber beim Onboarding, wo neue Kolleg*innen nicht am ersten Tag alles verfügbar haben, tagelang auf Notebook und Telefon warten etc. Wenn dann noch wenig Empowerment und Partizipation, hohe Bürokratie, Micromanagement der Führungskraft und mangelnde interne Kommunikation dazukommen, braucht man sich nicht zu wundern, wenn neue Mitarbeiter*innen das Unternehmen bald wieder verlassen.
Faktisch gelingt Mitarbeiterbindung durch zwei Aspekte: Purpose und Zugehörigkeit.
Künstliche Intelligenz (KI) ist zwar in aller Munde, doch nur wenige Unternehmen setzen sie bereits im Personalwesen ein. Langfristig wird KI die bestimmende Technologie im HR-Bereich werden. Fakt ist aber auch:
Unternehmen werden im Zeitalter KI-gestützter Anwendungen nach wie vor Personal benötigen. Es ändert sich jedoch das Anforderungsprofil.
Generell wird insbesondere im Personalbereich der Faktor Mensch auch in Zukunft ein sehr wichtige Rolle spielen. Denn viele entscheidende Kriterien entziehen sich datengestützten Analysen. Hierzu zählt unter anderem die Beantwortung der Frage, ob die sprichwörtliche Chemie zwischen Kandidat*in und Arbeitgeber*in stimmt. Auch zur Beurteilung essenzieller Faktoren, wie emotionale Intelligenz, Charisma, Präsentationsfähigkeit oder Führungsqualitäten. Die finalen Entscheidungen trifft immer noch der Mensch.
Herzlichen Dank an das Wirtschaftsforum der Führungskräfte.