5 Fragen an Peter Llewellyn-Davies, CEO invIOs Holding & Präsident Biotech Austria

von Nina Sattlegger in , — Februar 2025
In unserer Interview-Reihe mit führenden Persönlichkeiten aus Life Science & Healthcare sprachen wir diesmal mit Peter Llewellyn-Davies, CEO invIOs Holding & Präsident Biotech Austria. Dabei erhielten wir spannende Einblicke in den aktuellen Stand der Biotech-Branche sowie persönliche Perspektiven.

1. Wo steht die Biotechnologie-Branche aktuell?

Die Biotech-Branche revolutioniert unser Gesundheitswesen durch innovative Technologien. Mit Fortschritten in der personalisierten Medizin können Krankheiten präziser diagnostiziert und behandelt werden. Diese Entwicklungen versprechen eine Zukunft, in der Therapien effektiver und auf den einzelnen Patienten zugeschnitten sind.

Immuntherapie ist ein spannendes Beispiel für die Innovationen in der Biotechnologie.

Firmen wie invIOs aus Wien entwickeln Therapien, die das körpereigene Immunsystem nutzt, um Krankheiten wie Krebs zu bekämpfen.

Durch die Stärkung oder Modifikation der Immunzellen können diese gezielt Krebszellen angreifen und zerstören.

Die österreichische Biotechbranche hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt und ist heute ein bedeutender Akteur im Bereich der Gesundheitsinnovationen. Es gibt zahlreiche Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die an vorderster Front der biomedizinischen Forschung stehen. Diese Unternehmen tragen dazu bei, neue Therapien und Diagnostikmethoden zu entwickeln, die das Gesundheitswesen revolutionieren können.

Die Branche profitiert auch von einer starken akademischen Basis mit mehreren Universitäten und Forschungseinrichtungen, die eng mit der Industrie zusammenarbeiten. Der Interessensverband der Biotechnologie BIOTECH AUSTRIA fördert den Wissensaustausch und die Entwicklung neuer Technologien und unterstützt diese innovative Branche.

2. Was waren wichtige Wendepunkte in Ihrer Karriere?

Ein echter Wendepunkt für mich war im Jahr 2005, als ich erstmals mit der Biotechnologie in Kontakt kam – und das ziemlich zufällig. Bei einem Abendessen, in dem mein Begleiter zwischen Suppe und Hauptgericht mal eben meinen Werdegang hinterfragte, öffnete sich plötzlich ein neues Kapitel für mich. Ich durfte fast im Vorbeigehen die Aufgabe des Finanzvorstands bei der WILEX AG übernehmen. Eines meiner ersten Projekte war dann gleich ein richtig großer Brocken: Der Börsengang eines deutschen Biotechnologie-Unternehmens, der letzte seit fast 20 Jahren. Es war ein echtes Nervenspiel, der IPO stand bis zum letzten Moment auf der Kippe. Doch dann, mitten in der Nacht, kam endlich die letzte finanzielle Zusage von einem unserer Kerninvestoren – und der IPO war gerettet! Damit begann meine fast 20-jährige Reise in der Biotech-Branche. Ich hatte vorher kaum Berührungspunkte mit der Biotechnologie und war auch in der Schule nicht gerade ein Bio-Genie. Aber als Kaufmann mit ordentlich Branchenerfahrung konnte ich meine Fähigkeiten gut einbringen und den Schritt in die Biotech-Welt erfolgreich meistern.

3. Würden Sie heute andere Entscheidungen treffen?

Grundsätzlich bereue ich keine Entscheidung, die ich getroffen habe – ich habe immer versucht, das Beste aus der jeweiligen Situation zu machen. Aber wenn ich ehrlich bin, hätte meine Karriere vielleicht anders verlaufen können, wenn ich meine große IT-Affinität schon früher mehr genutzt hätte. Als Early Adopter habe ich immer ziemlich früh die neuesten Trends aufgeschnappt und sie gleich umgesetzt – sei es das papierlose Büro, der Personal Computer oder das Internet. Das hat mir nie nur geholfen, sondern auch richtig Spaß gemacht. Vielleicht wäre ich ja der erste „Techie“ im Biotech-Bereich geworden!

4. Wie gehen Sie persönlich mit Rückschlägen um und wie gelingt es Ihnen, neue Energie zu schöpfen?

Für mich ist es wichtig, nach einem Rückschlag erst einmal kurz durchzuatmen, die Ursache zu analysieren und dann zu entscheiden, ob ich etwas ändern sollte. Danach heißt es: Aufstehen und mit vollem Elan die nächsten Herausforderungen annehmen.

Die Biotech-Branche ist eben nicht ohne – sie lebt von Höhen und Tiefen, und oft liegen Erfolg und Misserfolg nur einen Atemzug voneinander entfernt.

Ich komme damit ganz gut klar, weil ich die Abwechslung und die Energie liebe, die unsere Branche mit sich bringt. Und ich gönne mir auch die Freiheit, Tiefpunkte zuzulassen, um dann wieder aufzutanken.

Neue Energie finde ich bei meiner Partnerin, meinem Hund, meiner Familie und, wenn ich mal dazukomme, meinen Hobbys. Ein bisschen Sport, ein Glas Wein, ein gutes Buch oder einfach mal mit der Gitarre rumklimpern – oder auch ein schöner Film. All das hilft mir, den Kopf freizukriegen und mit frischer Kraft wieder von vorne durchzustarten.

5. Haben Sie ein Vorbild? Wer oder was inspiriert Sie?

Mich inspirieren Menschen, die niemals aufgeben. Die, die trotz aller Rückschläge nicht nur weitermachen, sondern anderen Mut machen, inspirieren und ihnen Kraft geben.

Ich habe viele Vorbilder, die mich in unterschiedlichen Bereichen faszinieren – seien es Sportler, Unternehmer oder auch Politiker. Niemand ist perfekt, aber die herausragenden, lösungsorientierten Ergebnisse, die manche erreichen, finde ich einfach beeindruckend.

Ich bewundere besonders die Entdecker des 15. Jahrhunderts, die ohne Plan und mit einfachen Mitteln einfach losgesegelt sind, ohne zu wissen, was sie erwartet. Das ist mit der Biotechnologie-Branche vergleichbar, denn wir haben eine lange ungewisse Reise vor uns, am Ende könnten wir die Zukunft der Menschheit maßgeblich verändern. Und natürlich auch die Menschen, die trotz widriger Umstände immer noch bereit sind, anderen zu helfen. Menschen, die motivieren und positive Energie versprühen – das kann ein Kellner im Restaurant sein, eine Polizistin oder ein Sanitäter.

Mein Hund bringt mir bei, immer positiv zu bleiben – auch wenn es einem manchmal nicht nach guter Laune ist. Wer hätte gedacht, dass ein Hund so viel Lebensweisheit vermitteln kann?

Vielen Dank für diese interessanten und persönlichen Einblicke!

Portrait Nina Sattlegger 2025

Nina Sattlegger

Executive Director