3+1 Fragen an Martin Fuchs, CEO PremiQaMed Group
1. Was sind 2023 die größten Herausforderungen in der Healthcare-Branche? Wie gut ist Ihr Unternehmen darauf vorbereitet?
"Im Gesundheitswesen war die Komplexität, wie Leistungen – z.B. in einem Krankenhaus – mit der Vielzahl an unterschiedlichen Berufsgruppen, Dienstleistern und auch der Finanzierung erbracht werden, schon immer eine spannende Herausforderung. Nun kommen Digitalisierung und Fachkräftemangel hinzu und beschleunigen diese Dynamik – fast sprichwörtlich – wie ein Turbo. Für das Managen privater Krankenanstalten braucht es auf allen Ebenen Mitarbeiter*innen mit einer hohen Professionalität, Expertise und vor allem dem Willen, in Lösungen zu denken. Daher arbeiten wir kontinuierlich an unseren Learning & Development- und Leadership-Programmen, an Employer Branding, an professionellen Prozessen im Mitarbeiter*innen-Life-Cycle. Zusätzlich setzen wir mit unserer PremiQaMed Academy auf ein breites Fort- und Weiterbildungsangebot, das neben dem beruflichen auch immer einen Mehrwert für die persönliche Entwicklung bietet.
Eine kontinuierliche Weiterentwicklung unserer Unternehmensgruppe – sei es beispielsweise im aktuellen Erweiterungsbau zur Privatklinik Döbling, der Modernisierung von Infrastruktur sowie neuer Services und Leistungen für unsere Patient*innen – setzt auch eine stabile und zukunftsorientierte Finanzierung voraus. Und die haben wir!
Zusätzlich erfordern die Digitalisierung und der medizinische Fortschritt einen besonderen Zugang, um die passenden Capabilities und Strukturen für unsere prozessorientierte Servicewelt zu entwickeln."
2. Was unterscheidet erfolgreiche Führungskräfte von weniger erfolgreichen? Was zeichnet einen guten Leader aus?
"Positive Leadership – das heißt, sich seiner Stärken, aber auch "des Raums für Improvement" bewusst zu sein. Kurz gesagt: nicht den Anspruch haben, perfekt sein zu müssen, sondern sich stets weiterentwickeln zu wollen und den Willen zu haben, in Lösungen und Ergebnissen zu denken. Dafür braucht es eine gesunde Portion an Selbstreflexion! Zu einem guten Leader gehört auch, den Mut zu haben, Anregungen und Feedback einzuholen und wirklich zuzuhören. Zuhören wird oftmals unterschätzt, ist aber bei der Führung von Mitarbeiter*innen die Voraussetzung für ein wertschätzendes Miteinander. Ebenso eine klare Sprache und Spielregeln: wohin wollen wir, warum – und wie kommen wir dorthin. Dabei geht es nicht nur um Prozesse, sondern um ein Miteinander, weil wir sehen, dass es in einer immer komplexer und dynamischer werdenden Welt nicht die eine Lösung von nur einer Person gibt, sondern dass unterschiedliche Perspektiven zu den besten Ergebnissen führen. Und dafür braucht es ein Team. Im Sinne einer lernenden Organisation schaffen erfolgreiche Führungskräfte eine Kultur des Vertrauens, der Offenheit und Sicherheit. Mitarbeiter*innen wollen in ihrem Handeln und ihrem Wirken einen Teil zum großen Ganzen beitragen und dabei am Ende des Tages den Sinn und die eigene Wirksamkeit in ihrem Job erleben. Dafür müssen sie das Ziel kennen und das ist die Kernaufgabe eines Leaders. Zusammengefasst verstehen wir unter Positive Leadership kein "Feel-Good-Management", sondern Verantwortung zu übernehmen, Vordenker*in zu sein und den Willen und die Freude zum gemeinsamen Gestalten zu haben."
3. Was raten Sie neuen Mitarbeiter*innen beim Start in einer neuen Position?
"Gerade in den ersten Wochen in einem neuen Job kann es passieren, dass sich neue Mitarbeiter*innen wieder wie „Anfänger*innen“ fühlen. Das kann besonders bei Expert*innen mit langjähriger Erfahrung zu Irritation führen. Denn es ist alles neu: von ganz banalen Dingen wie dem Arbeitsweg oder der Essensbestellung bis hin zur Führungskraft, dem Team, dem Job an sich und vor allem der Unternehmenskultur. Daher empfehle ich gerade zu Beginn, geduldig und großzügig mit sich selbst zu sein und neugierig auf die neue Tätigkeit und die Menschen zuzugehen. Dazu gehört auch, viele Fragen zu stellen, um Zusammenhänge und Abläufe schneller verstehen zu können. Auch wenn es einen perfekten Onboarding-Prozess gibt, so kommt es doch letztlich darauf an, sich aktiv einzubringen. Auch wir in der PremiQaMed Group profitieren jedes Mal von den Erfahrungen unserer neuen Kolleg*innen aus ihrer bisherigen Berufslaufbahn. Insbesondere in den ersten Wochen ist es für "Neue" wichtig, sich von der Führungskraft Feedback einzuholen und die gegenseitige Erwartungshaltung offen anzusprechen. Es ist besser, einmal mehr darüber zu reden, als im Nachhinein womöglich eine falsche Entscheidung getroffen zu haben."
4. Wie gehen Sie persönlich mit Rückschlägen um und wie gelingt es Ihnen, neue Energie zu schöpfen?
"Selbstreflexion ist für mich persönlich eine grundlegende Voraussetzung für kontinuierliche Verbesserung und das am besten so konkret wie möglich. Das bedeutet, mich zu fragen „Mit dem heutigen Wissen und der Erfahrung: was hätte ich besser machen können? Was davon liegt tatsächlich in meiner Verantwortung und kann von mir beeinflusst werden?“ Aber es ist auch wichtig, sich in Gelassenheit für das richtige Timing zu üben und klare Prioritäten zu setzen. Ich persönlich finde es auch spannend, manchen Ideen, für die die Zeit vor ein paar Jahren vielleicht noch nicht reif genug war, eine zweite Chance zu geben.
Zur Frage der persönlichen Energiequellen kann ich die Studienergebnisse der Universität Harvard nur bestätigen: es sind gute Beziehungen, die uns gesünder und glücklicher machen. Mit meiner Familie und meinen Freunden zu lachen, Reisen und Sport – z.B. Segeln oder Skitouren gehen, Motorrad fahren – geben mir Energie."