3 Fragen an Christoph Reinwald, General Manager Complex Pharmaceuticals

von Nina Sattlegger in , , — August 2025
In einer Branche, die sich zwischen regulatorischen Anforderungen, wirtschaftlichem Druck und technologischer Innovation bewegt, sind klare Perspektiven und strategisches Denken gefragter denn je. Im Interview mit Christoph Reinwald, General Manager der Complex Pharmaceuticals GmbH, erfahren Sie, vor welchen Herausforderungen die Pharmaindustrie in Österreich aktuell steht, welche Rolle ein zukunftsorientiertes Mindset bei Mitarbeitenden spielt und wie der Branchenexperte persönlich mit Rückschlägen umgeht.
© Stephan Huger

1. Wo sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen für Ihr Unternehmen und Ihre Branche?

Österreich bringt als Pharmastandort viele Stärken mit: exzellente Fachkräfte, zentrale Lage, gute Infrastruktur. Doch der Wettbewerbsvorteil beginnt zu erodieren.

Unsere größte Herausforderung – und die der Branche insgesamt – liegt aktuell in einem tiefen wirtschaftlichen Zielkonflikt: Einerseits die Verpflichtung zur stabilen Arzneimittelversorgung, andererseits ein Preisumfeld, das bei vielen essenziellen Präparaten die Wirtschaftlichkeit zunehmend untergräbt. Gleichzeitig steigen Produktions-, Energie- und Compliance-Kosten.

In einem System, das keine Preisflexibilität erlaubt, gefährdet das nicht nur einzelne Produkte, sondern ganze Wertschöpfungsketten. Wir begegnen dieser Herausforderung mit konsequenter Effizienzfokussierung, Automatisierung und regionaler Skalierung. Doch betriebliche Maßnahmen allein reichen nicht aus.

Wenn der Standort zukunftsfähig bleiben soll, braucht es ein strategisches Re-Design: weniger Einzelregelungen, mehr Systemdenken – insbesondere eine industriepolitisch flankierte Life-Science-Strategie, die wirtschaftliche Rahmenbedingungen, regulatorische Agilität und technologische Resilienz verbindet.

Der eingeschlagene Weg enthält richtige Impulse, aber er greift zu kurz.

Wenn wir den Pharmastandort Österreich zukunftssicher aufstellen wollen, braucht es planbare Rahmenbedingungen, wirtschaftliche Anreize und regulatorische Effizienz.

Nur so kann der Standort im internationalen Wettbewerb bestehen – und seinen Beitrag zur europäischen Versorgungssouveränität leisten.

2. Auf welche Skills und welches Mindset legen Sie bei Ihren Mitarbeitenden besonderen Wert?

In einem dynamischen Umfeld wie der pharmazeutischen Industrie, in dem Qualität, Geschwindigkeit und regulatorische Präzision gleichermaßen gefragt sind, setzen wir bei Complex Pharmaceuticals auf Mitarbeitende, die mehr als nur fachliche Qualifikation mitbringen.

Wir suchen Persönlichkeiten, die Fortschritt mitgestalten wollen – mit Begeisterung für Entwicklung, Offenheit für neue Technologien und der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Konkret legen wir besonderen Wert auf folgende Kompetenzen und Haltungen: Kritisches Denken und lösungsorientiertes Handeln.

Unsere Branche erfordert tägliche Entscheidungen unter regulatorischem, technischem und wirtschaftlichem Druck. Dafür brauchen wir Mitarbeitende, die mitdenken, mitgestalten und mitverantworten wollen. Entwicklungsbereitschaft: Wer bei uns arbeitet, sollte nicht nur Wandel akzeptieren, sondern ihn aktiv anstoßen.

Daher fördern wir ein Mindset des kontinuierlichen Lernens – nicht als Pflicht, sondern als Teil der Unternehmenskultur.

Standort- und Unternehmensbegeisterung: Wir erwarten, dass sich unsere Mitarbeitenden mit dem Unternehmen und seiner Rolle im Gesundheitssektor identifizieren – genauso, wie wir als Arbeitgeber Verantwortung für eine attraktive, verlässliche und fördernde Arbeitsumgebung übernehmen.

Denn klar ist: Die Bindung von Fachkräften ist keine Einbahnstraße. Wir investieren gezielt in individuelle Entwicklung – über unsere digitale Lernplattform, über Mentoring-Programme und über klare Entwicklungspfade.

Nur wenn Leistung, Perspektive und Haltung auf Augenhöhe zusammenkommen, entsteht nachhaltige Exzellenz – für Mitarbeitende, Unternehmen und Standort gleichermaßen.

3. Wie gehen Sie persönlich mit Rückschlägen um und wie gelingt es Ihnen, neue Energie zu schöpfen?

Rückschläge gehören für mich zum Leben – persönlich wie beruflich. Entscheidend ist nicht, ob sie passieren, sondern wie man mit ihnen umgeht. Ich bin grundsätzlich ein optimistischer Mensch und versuche, auch in schwierigen Phasen aktiv an meiner Haltung zu arbeiten.

Drei Dinge helfen mir dabei besonders:

  • Erstens: Ich mache mir bewusst, wofür ich dankbar bin. Das beginnt bei meiner Familie, die mir emotionalen Halt, Stabilität und neue Perspektiven gibt. Besonders prägend ist für mich die Erfahrung, meine Tochter aufwachsen zu sehen – das schärft den Blick für das Wesentliche und relativiert vieles.
  • Zweitens: Ich wechsle bewusst die Perspektive. Rückschläge sind oft wertvolle Katalysatoren für persönliche Entwicklung. Ich frage mich: Was will mir diese Situation sagen? Was kann ich daraus lernen – für mich, mein Team, das Unternehmen?
  • Drittens: Ich suche gezielt nach dem Positiven in der Krise. Jeder Rückschlag ist auch eine Einladung, innezuhalten, neu zu denken und sich weiterzuentwickeln. Neben meiner Familie ist auch mein Team ein wichtiger Energiegeber. Der gegenseitige Rückhalt, das gemeinsame Ringen um Lösungen und die gelebte Handschlagqualität geben mir Kraft – gerade in herausfordernden Zeiten.

Ich habe über die Jahre gelernt, mir selbst treu zu bleiben und mich nicht zu verbiegen. Diese persönliche Integrität hilft mir, klar und stabil durch schwierige Phasen zu navigieren.

Innovation beginnt dort, wo Mut die Routine ablöst.

Herzlichen Dank für diese interessanten Einblicke!

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Welche Mindsets sind in Ihrer Organisation besonders erfolgsentscheidend?
Portrait Nina Sattlegger 2025

Nina Sattlegger

Executive Director