3+1 Fragen an Volker Viechtbauer, Berater und ehemaliger HR-Verantwortlicher bei Red Bull

von Bernadette Arnoldner in , — April 2025
In unserer Interview-Reihe „3+1 Fragen an...“ teilt diesmal Volker Viechtbauer – Berater und ehemaliger HR-Verantwortlicher bei Red Bull – seine Sicht auf nachhaltige Führung und den Wandel in der Arbeitswelt. Das Gespräch bietet spannende Perspektiven auf Werte wie Achtsamkeit, Kreativität, innere Klarheit und persönliches Wachstum im Kontext von Leadership – und regt zum Nachdenken an.
2025 04 10 Blog Talentor Austria Volker Viechtbauer

Volker Viechtbauer, Berater und ehemaliger HR-Verantwortlicher bei Red Bull.

1. Welches Menschenbild ist aus Ihrer Sicht grundlegend für eine wirklich nachhaltige Führung?

Offen zu sein für Ideen, die Träume und Gedanken durchdringen, die sich aus den Tiefen der Geschichte immer und immer wieder neu offenbaren als Wahrheit ihrer Zeit und sich nicht den Gepflogenheiten anpassen; um dann mit entfesselter Kreativität Dinge in Gang zu setzen, die ihren Charakter und ihre Kraft auch im Tagesgeschäft bewahren und beweisen.

Solche Ideen entspringen meist aus einer Achtsamkeit gegenüber den Umständen von Raum und Zeit und üben ihre magische Kraft auf die Menschen aus. Laut Victor Hugo ist ja nichts auf der Welt so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist (lacht).

2. In Ihrem Buch sprechen Sie über Werte und innere Klarheit. Wie hat sich Ihre persönliche Definition von Leadership im Laufe Ihrer Karriere verändert?

Richtiges Management und dessen Grundsätze und Aufgaben gehören in ihrer unabdingbaren Notwendigkeit für Erfolg zum kollektiven Landschaftsbild des Anthropozäns. Wer das Handwerk des Managements beherrscht, ist eine Art Demiurg; durch die Bewältigung herausfordernder Aufgaben erschaffen wir uns eine neue Welt und werden manchmal auch im Saal des Olymps empfangen.

Aber selbst, wenn es nicht der Olymp ist und es sich lediglich um Meisterwerke der Bedeutungslosigkeit handelt, schmälert nichts die Bedeutung einer Aufgabe und ihrer Existenz.

3. Achtsamkeit wird oft mit Ruhe und Innehalten verbunden – wie verträgt sich das mit der Dynamik und Geschwindigkeit globaler Player?

Achtsamkeit und Ruhe vereint markieren in ihrem Ermöglichen von Eingebung und Vernunft den eigentlichen Beginn der Strahlkraft einer Idee. Dem Sinn und der Aufgabe ergeben trotzen wir dem Zufall und der Beliebigkeit, die nach unserer Seele verlangen und bleiben einzig dem Zweck des Daseins verpflichtet; quasi als säkulare Erlösung von dem Bösen entfliehen wir mit Selbstverantwortung und in Selbstvergessenheit für einen Augenblick den Machenschaften dieser Welt.

4. Wie hat sich aus Ihrer Sicht der Blick auf Mitarbeitende in den letzten 20 Jahren gewandelt? Gab es ein Umdenken hin zu mehr Menschlichkeit im Business?

Gar nicht. Nach wie vor ist ein wichtiger Faktor, der Firmen und Gemeinschaften aufbaut, die Zusammenarbeit in einer Mission, die einem übergeordneten Ziel dient.

Manche von uns verhalten sich leider immer noch wie Patienten mit geschädigter Orbitalrinde: sie vergessen ihre Handlungen in den Dienst von Zielen und Plänen zu stellen, die größer sind als sie selbst. Wie wir wissen, ist das die Grundvoraussetzung für mentale Gesundheit.

Die Welt hat schon genug Moralisten und Narzissten.

Wir brauchen mehr Humor, Satire und Witz. Sie sind die Garanten dafür, dass wir Toleranz üben gegenüber persönlichen Entscheidungen des Individuums, frei von Gruppenzwang und autoritärer Macht. Immer vorausgesetzt, dass die Freiheit und Integrität anderer dabei nicht eingeschränkt wird.

Herzlichen Dank für diese spannenden Einblicke!

Volker Viechtbauer ist Berater und ehemaliger HR-Verantwortlicher bei Red Bull. Gemeinsam mit Dietrich Mateschitz, dem Gründer von Red Bull GmbH teilte er die Leidenschaft für Viktor Frankls Philosophie über Freiheit und Eigenverantwortung. 

In seinem Buch „Dietrich Mateschitz: Flügel für Menschen und Ideen“ gibt Viechtbauer einen faszinierenden Einblick in Mateschitz’ Visionen, Werte und unternehmerischen Erfolg.

Portrait Bernadette Arnoldner 2025

Bernadette Arnoldner

Executive Director