Wollen wir das Mittelmaß?

von Birgit Wandrak in , — Oktober 2024
Die Rolle von Customer Experience und User Journey in Marktforschung und Executive Search.

Die Marktforschung hat sich über die Jahre stark verändert: Früher standen Produktentwicklung und Preisgestaltung im Vordergrund, heute dominieren Customer Experience (CX) und User Journey (UJ).

Diese Verschiebung reflektiert die wachsende Erkenntnis, dass Kundenerlebnisse und die detaillierte Analyse der Nutzerreise inklusive dem Wissen darüber (Stichworte: Interaktionspunktanalyse und -optimierung) entscheidend für den langfristigen Unternehmenserfolg sind. Kein Zweifel: CX und UJ sind essenziell.

Doch der Trend, sich ausschließlich auf CX und UJ zu konzentrieren, kann dazu führen, dass andere relevante Aspekte der Marktforschung vernachlässigt werden.

Die Gefahr besteht, dass zu stark auf kurzfristige Kundenzufriedenheit gesetzt wird und dabei die langfristige (Produkt-)Strategie aus den Augen verloren geht.

Zudem kann eine übermäßige Betonung auf „Durchschnittskund*innen“ die Individualität und Diversität der Kundensegmente verwässern und die Orientierung am Mittelmaß fördern.

Unsere Erfahrung zeigt: Führungskräfte, die fähig sind, eine starke CX- und UJ-Strategie zu entwickeln und umzusetzen, sind gefragter denn je. Warum? Die Life-Science-Branche sucht vermehrt nach „Leaders for tomorrow“, die ein tiefes Verständnis sowohl für traditionelle Geschäftsmodelle als auch für die modernen Anforderungen an CX und UJ mitbringen. Die gesuchte Führungskraft muss daher in der Lage sein, ganzheitlich zu führen: Das bedeutet, nicht nur CX- und UJ-Expert*in, sondern auch empathisch, anpassungsfähig und lernbereit zu sein sowie analytisch- strategisch zu denken. Cave: CX und UJ bei allen „Marktforschungstrends“ überzubewerten, könnte dazu führen, dass diese anderen, zumindest (!) ebenso erfolgsrelevanten Qualitäten vernachlässigt werden.

Mein Fazit

Trotz der wachsenden Bedeutung von Customer Experience und User Journey ist es entscheidend, im Executive Search einen ausgewogenen Ansatz mit Hausverstand und Weitblick zu verfolgen. Wir müssen daher sicherstellen, dass der Fokus nicht auf kurzfristigen Interpretationen liegt, sondern dass wir auch langfristige Strategien im Blick behalten und verteidigen.

Auf der Suche nach „Leaders for tomorrow“ bedeutet das, bei der Auswahl von Führungskräften einen ganzheitlichen Blick auf Kompetenzen und Persönlichkeiten zu richten.

Aktuelle Trends wie die der Marktforschung inkludieren wir – selektiv und wo es (nachhaltig) sinnvoll ist. Somit orientieren wir uns nicht am Mittelmaß. Keine Frage, es liegt an uns.

Die Kolumne ist in PharmAustria 03/2024 erschienen.

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Birgit Wandrak

Senior Consultant