3 Fragen an Karl Wögenstein, PhD, Geschäftsführer bei Grünenthal Österreich
Karl Wögenstein, PhD, Geschäftsführer bei Grünenthal Österreich
1. Wo sehen Sie 2024 die größten Herausforderungen für Ihr Unternehmen und Ihre Branche?
"Ganz klar die größte Herausforderung sind die gestiegenen Kosten, die wir über die Preise unserer Medikamente nicht abfedern können. Von unseren Produktionskosten, über den Vertrieb, die Kosten für unsere Mitarbeitenden und mehr – alles ist durch die starke Inflation explodiert. Gleichzeitig waren wir, durch die Straffung des Preisbandes, gezwungen, die Preise vieler unserer Medikamente zu senken. Damit ging fast zwangsläufig einher, dass wir Einsparungen in vielen Bereichen vornehmen mussten. Was am Ende der Kette wieder zu weniger Investitionen in das Gesundheitssystem von unserer Seite führt.
Schmerz wird leider immer noch stiefmütterlich behandelt. Das ist paradox, betrifft es doch fast jeden von uns einmal im Leben und führt für die Betroffenen zu erheblichen Einschränkungen in der Lebensqualität.
Der Kostendruck im Sektor der allgemeinmedizinischen Produkte führt dazu, dass es für ein Unternehmen wie Grünenthal immer schwieriger wird, einen Außendienst zu finanzieren. Die zentrale Frage ist nun, wie wir die wichtige Zielgruppe der Hausärzt*innen effektiv über Innovationen und neue Therapieansätze informieren können. Digitale Kanäle eröffnen uns hier vielversprechende Wege, insbesondere durch den Einsatz generativer KI-Technologien, die derzeit breite Aufmerksamkeit genießen. Die Herausforderung liegt darin, mit der schnellen Entwicklung dieser Technologien Schritt zu halten sowie unsere Mitarbeitenden kontinuierlich weiterzubilden und auf die kommenden Veränderungen vorzubereiten.
Im Hinblick auf unsere Belegschaft stellen wir einen zunehmenden Trend zur Teilzeitarbeit fest, besonders ausgeprägt in unserer Schweizer Niederlassung. Dort ist oft ein Arbeitsumfang von 60% die Obergrenze, die seitens der Mitarbeitenden im Außendienst gewünscht wird. Ich sehe diese Entwicklung als völlig gerechtfertigt an. Allerdings ergibt sich daraus die Herausforderung, die Kommunikation und Koordination innerhalb des Teams bei unterschiedlichen Arbeitszeiten zu gewährleisten. Ein effektives Schnittstellenmanagement ist hierbei entscheidend, um Reibungsverluste zu minimieren und sicherzustellen, dass keine Informationen verloren gehen."
2. Wie halten Sie es in Ihrem Unternehmen mit New Work – Homeoffice, Präsenz oder Hybrid? Welche Erfahrungen haben Sie als Führungskraft damit gemacht?
"Generell bieten wir unseren Mitarbeitenden ein hohes Maß an Flexibilität. Sowohl für lokale als auch für globale Rollen ist man grundsätzlich nicht an einen bestimmten Arbeitsort gebunden. Das bedeutet, dass wir z.B. Mitarbeitende im globalen Team oder im DACH-Cluster haben, die in Wien, Berlin, Hamburg, München oder Zürich leben. Wir sind überzeugt davon, dass man bei richtigem Setup und Mindset auch überwiegend außerhalb des klassischen Bürosettings exzellente Arbeit leisten kann. Gleichzeitig ist uns persönlicher Austausch aber sehr wichtig, denn nur, wenn die Kolleg*innen sich kennen und einander vertrauen, können sie zusammen Höchstleistungen erreichen. Dieser persönliche Austausch findet in unseren Büros statt.
In Österreich habe ich keine Vorgaben für Präsenz im Büro. Dennoch sind die meisten Mitarbeitenden drei bis fünf Tage die Woche vor Ort. Ich begrüße es sehr, wenn das Team den physischen Austausch als Mehrwert begreift und gerne zusammenkommt.
Wichtige Faktoren, um dies zu erreichen, sind für mich:
- die gute Erreichbarkeit des Büros – sowohl mit öffentlichen Verkehrsmitteln, als auch mit dem Individualverkehr und dem Fahrrad,
- eine zeitgemäße Büroinfrastruktur, die sowohl Teamarbeit, als auch Deep-work und hybrides Arbeiten via Teams erlaubt,
- eine attraktive Lage des Standortes mit einem vielfältigen Angebot wie Gastronomie, Kultur, Einkaufsmöglichkeiten, um den Weg zur Arbeit noch mit anderen Tätigkeiten zu verbinden und
- eine offene, entspannte, kollegiale Kultur miteinander im Büro.
Ich glaube, wir können all diese Punkte mit unserem neuen Büro auf der Mariahilfer Straße anbieten."
3. Wie gehen Sie persönlich mit Rückschlägen um und wie gelingt es Ihnen, neue Energie zu schöpfen?
"Erfreulicherweise bin ich von Natur aus ein sehr positiver Mensch und mit einer hohen Frustrationstoleranz gesegnet. Diese Frustrationstoleranz wurde in meiner Zeit in der Grundlagenforschung weiter trainiert. Denn dort gehören Rückschläge zum Alltag, und vermeintlich vielversprechende Projekte können sich von einem auf den anderen Tag jäh im Sande verlaufen. Wer einmal im Labor in der Forschung gearbeitet hat, weiß, wovon ich spreche.
"Generell sind für mich Rückschläge weit weniger schlimm als Stillstand."
Ohne neue Impulse, Ideen und kleine Experimente wäre die Arbeit für mich langweilig. Dass da manchmal etwas schief geht, ist normal. Womit ich schlechter umgehen kann, sind Blockaden oder Prozesse und Strukturen, die dem Fortschritt im Weg stehen.
Ich habe das große Glück im privaten Bereich viele Ressourcen zu haben, die ich für Energiegewinn nutzen kann. Ich habe in meinem Leben immer gerne und viel Sport gemacht. Sowohl Sport in der Natur als auch Teamsport haben großartige Effekte auf mich. Am wichtigsten ist aber meine Familie, die mich immer schnell ins Hier und Jetzt holt und mir vor Augen führt, was im Leben am meisten zählt."